Die Steinzeit
Beatrix Nutz
Als Schwaz im Jahr 930 n. Chr. erstmals als Suates urkundlich erwähnt wurde, reichte die Besiedlungsgeschichte schon mehrere tausend Jahre weiter zurück. Schon in der Mittelsteinzeit, deren Beginn um etwa 9500 v. Chr. angesetzt wird, kreuzten wohl Jäger und Sammler das Inntal, um an die Hornsteinvorkommen im Karwendel und Rofan zu kommen. Im heutigen Bezirk Schwaz, an der Grubalacke im Rofan, fanden Archäologen die ältesten Bergbauspuren Tirols. Auf einer Höhe von ca. 1980 m über dem Meer kratzten die steinzeitlichen Jäger den lokalen Hornstein aus den obersten Verwitterungslagen des Gesteins.
Auch im Karwendel wurden die Hornsteinvorkommen zur Herstellung von aller Art Geräten wie Pfeilspitzen oder Messern genutzt. Die Spuren steinzeitlicher Jägerlager mit Geräten aus diesem Rohmaterial finden sich zahlreich im Rofan und Karwendel aber auch an mitunter weit entfernten Orten und zeugen so von der Bedeutung dieses Abbaugebietes. Aber auch die damaligen Bewohner der Schwazer Region nutzten diesen Hornstein, wie etwa Gerätefunde am Loassattel in 1683 m Seehöhe am Übergang vom Inntal durch den Finsinggrund ins Zillertal belegen.
Der am Riepenkar am Südfuß des Olperers von steinzeitlichen Jägern abgebaute Bergkristall fand wohl ebenfalls seinen Weg Richtung Norden.
Aus der Jungsteinzeit liegt bislang nur ein einziger Fund aus Schwaz vor. Die 1977 von Arno Kobald auf der Liegewiese des Schwazer Schwimmbads unter einem Strauch gefundene, 3,6 cm lange Pfeilspitze befindet sich heute in der Lehrsammlung des Bischöflichen Gymnasiums Paulinum in Schwaz. Vergleichsfunde aus dem südalpinen Raum datieren die Spitze in das 4./3. Jahrtausend v. Chr.
Links: Ausgrabung an der Grubalacke im Rofan 2008 und 2009.
Prospektion und Ausgrabung am Riepenkar 2008 und 2009.
Literatur:
Bachnetzer u. a. 2009
T. Bachnetzer – W. Leitner – M. Staudt, Radiolarit, Hornstein und Bergkristall. Steinzeitliche Bodenschätze aus den Tiroler Alpen, in: K. Oeggl (Hrsg.), Die Geschichte des Bergbaus in Tirol und seinen angrenzenden Gebieten. [Auswirkungen auf Umwelt und menschliche Gesellschaften] ; proceedings zum 3. Milestone-Meeting des SFB-HiMAT vom 23. – 26.10.2008 in Silbertal, Conference series 1 (Innsbruck 2009) 261–267.
Leitner u. a. 2015
W. Leitner – M. Brandl – T. Bachnetzer, Die Ostalpen als Abbaugebiet und Versorgungsregion für Silex und Bergkristall in der Prähistorie, in: T. Stöllner – K. Oeggl (Hrsg.), Bergauf bergab. 10.000 Jahre Bergbau in den Ostalpen ; wissenschaftlicher Beiband zur Ausstellung im Deutschen Bergbau-Museum Bochum vom 31.10.2015 – 24.04.2016 ; im vorarlberg museum Bregenz vom 11.06.2016 – 26.10.2016 207, Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum Nr. 207 (Bochum, in Komm. Rahden, Westf. 2015) 59–69.
Nutz 1997
B. Nutz, Loassattel, OG Pill, VB Schwaz, Fundberichte aus Österreich 36, 1997, 729.
Schäfer 1997
D. Schäfer, Fundplätze aus der Umgebung des Achensees (Östliches Karwendel), die im Zusammenhang mit einer mittelsteinzeitlichen Ausbeutung des lokalen Gesteins stehen, in: K. Oeggl – G. Patzelt – D. Schäfer (Hrsg.), Alpine Vorzeit in Tirol. Begleitbeft zur Ausstellung. Arbeiten und erste Ergebnisse vorgestellt vom Forschungsinstitut für Alpine Vorzeit, vom Institut für Botanik und vom Forschungsinstitut für Hochgebirgsforschung der Universität Innsbruck (Innsbruck 1997) 15–21.
Sölder 2009
W. Sölder, Zeitsprung – von der Steinzeit bis zu den Römern. Ein Überblick zur prähistorischen Besiedlung im Bezirk Schwaz, Heimatblätter. Schwazer Kulturzeitschrift 67 (Schwaz 2009)